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Stadtarchiv - Erinnerungstage

Geburtstag von Heinrich Kämpchen

Stadtarchiv - Erinnerungstage

Porträt von Heinrich Kämpchen

Am 23. Mai 1847 wurde Heinrich Kämpchen, einer der talentiertesten sozialkritischen Dichter seiner Zeit, als Sohn eines Bergmanns in Altendorf an der Ruhr geboren, das heute als Burgaltendorf ein Stadtteil von Essen ist. Er wurde katholisch getauft und erzogen, hatte einen Bruder und zwei Schwestern. Über seine Kindheit ist nur wenig bekannt. Sicher ist, dass er die Volksschule besuchte. Ob er darüber hinaus noch einige Jahre Privatunterricht genoss, ist denkbar, aber unbelegt. Jedenfalls verfügte er später über Kenntnisse, die eine elementare Bildung übersteigen.

Bereits in früher Jugend zogen Kämpchens Eltern von Altendorf fort. Er selbst siedelte nach Linden über. Seit etwa 1877 wohnte er dort als Kostgänger einer Arbeiterfamilie. Er blieb zeitlebens unverheiratet.

Kämpchen begann alsbald, in der Zeche Hasenwinkel zu arbeiten. Sie lag in einem Seitental nördlich der Landstraße, die damals von Hattingen über Linden nach Bochum führte. Dass er erst 13 Jahre alt war, als er dort erstmals einfuhr, wird vielfach behauptet, lässt sich aber ebenfalls nicht untermauern. Vielmehr ist zu vermuten, dass man ihn 1865 oder 1866 als etwa Achtzehn- oder Neunzehnjährigen auf der Zeche einstellte, da er, wie aus seinen Papieren hervorgeht, 24 Jahre lang ‘auf Hasenwinkel’ arbeitete und Ende 1889 oder Anfang 1890 entlassen wurde.

Seine Entlassung erfolgte vorgeblich, weil er an den Folgen eines Arbeitsunfalls litt. Wahrscheinlicher ist aber, dass man sich seiner entledigte, weil er 1889 am Streik der Ruhrbergarbeiter teilgenommen hatte und sogar als Sprecher der Belegschaft seiner Zeche aufgetreten war. Als Frühinvalide erhielt er eine nur äußerst schmale Rente und lebte fortan in großer Armut. Daran änderten auch seine bescheidenen Autorenhonorare nichts, etwa wenn er Gedichte in der Bergarbeiterzeitung oder dem “Wahren Jakob” veröffentlichte.

Heinrich Kämpchen engagierte sich schon frühzeitig für die Rechte der Bergleute. Er wurde durch die Schriften Ferdinand Lassalles beeinflusst, stand der Sozialdemokratie nahe und trat später in die SPD ein, war zugleich aber, wie Otto Hue, der Redakteur, Bergabeiter-Gewerkschafter und spätere Reichstagsabgeordnete, schilderte, auch von der katholischen christlich-sozialen Bewegung geprägt. Nach dem Inkrafttreten des sog. Sozialistengesetzes von 1878 wurde er von der Polizei überwacht, die ihn auch nach 1890 noch im Blick behielt, obgleich das Gesetz in jenem Jahr seine Rechtskraft verloren hatte.

1891 trat Heinrich Kämpchen als Teilnehmer eines Delegiertentages der deutschen Bergarbeiter in Erscheinung und wurde ein Jahr später auch in den Kontrollausschuss des Verbandes gewählt.

Doch nicht allein als Funktionär diente er der Bergarbeiterbewegung, sondern eben auch als ihr Dichter. Sein vielleicht bekanntester Text ist das “Internationale Knappenlied” von 1889, dessen erste Strophe lautet:

“Glück auf! Kameraden, durch Nacht zum Licht!
Uns sollen die Feinde nicht kümmern,
Wir hatten so manche verzweifelte Schicht
Und sahen die Sonne doch schimmern.
Nur einig, einig müssen wir sein,
So fest und geschlossen wie Erz und Gestein”.
(Aus: Bergarbeiterzeitung vom 21.09.1895)

Auch wenn Kämpchen, dessen erstes Werk 1889 veröffentlicht wurde, nach eigenem Bekunden nur “schlichte Arbeiterlieder” dichten wollte (1898), so gelang ihm doch weit mehr: Er verlieh den Bergleuten des Ruhrgebiets eine Stimme, indem er ihre Lebens- und Arbeitswelt, ihre Ideale und Ziele in seiner politischen wie emotional-anschaulichen Lyrik schilderte. Aussagen, dass Heinrich Kämpchen unter Bergarbeitern sehr populär war und zahlreiche Freundschaften pflegte, mag man gern glauben.

Kämpchens Lieder waren aktuelle Texte zu seinerzeit bekannten Melodien. Das “Knappenlied” etwa wurde auf die Melodie von “Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd” gesungen. Drei Gedichtbände hat er selbst zusammen gestellt: “Aus Schacht und Hütte” (1898), “Neue Lieder” (1904) und “Was die Ruhr mir sang” (1909).

Heinrich Kämpchen starb am 6. März 1912 in Linden an der Ruhr. Er wurde dort auf dem katholischen Friedhof beigesetzt. An seiner Beerdigung nahmen mehrere tausend Menschen teil. Auf dem Grabstein stand der von ihm selbst verfasste Spruch:

“Blickt hin zur Gruft, die ihr vorübergeht,
Ein Sohn des Volkes schläft hier, ein Poet.
Für Recht und Freiheit hat sein Herz geglüht,
Er war ein Kämpfer und sein Schwert das Lied”.

Hinweise:

  • Heinrich Kämpchen: Durch Nacht zum Licht. Gedichte und Lieder aus dem Bergmannsleben 1889-1912, ausgewählt und eingeleitet von Wilhelm Helf, herausgegeben von der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie, Bochum 1962.
  • “Seid einig, seid einig - dann sind wir auch frei”. Gedichte von Heinrich Kämpchen, herausgegeben von Rolf-Peter Carl, Walter Köpping, Rainer W. Campmann und Jochen Vogt, Fulda 1984.
  • Seine Waffe war das Wort. Festschrift zum 150. Geburtstag des Arbeiterdichters Heinrich Kämpchen (23. Mai 1997), herausgegeben vom Bochumer Kulturrat e.V., Bochum 1997
  • Hugo Ernst Käufer: Kortum & Kämpchen. Zwei Bochumer Dichter, in: ders.: Lesezeichen. Ausgewählte Essays, Reden und Rezensionen aus fünfzig Jahren, Düsseldorf 2001.