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ZWISCHEN HEIMAT, FRONT+ REVOLUTION BOCHUM 1914 BIS 1920

Die Novemberrevolution 1918 brach als Folge des verlorenen Ersten Weltkriegs mit den herrschenden Machtverhältnissen im Deutschen Reich. Kapp-Putsch und Folgekämpfe zwischen Reichswehreinheiten und Roter (Ruhr-) Armee stehen am Ende dieser revolutionären Phase. Ingrid Wölk begreift die sechs turbulenten Jahre zwischen Kriegsbeginn 1914 und der blutigen Niederschlagung der nach dem Kapp-Putsch noch bewaffneten Arbeitertruppen 1920 als Einheit. Am Beispiel der Stadt Bochum verortet die langjährige Leiterin des Stadtarchivs – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte das weltweite wie nationale Geschehen lokal: vom „August-Erlebnis“ über die totale Indienstnahme der Heimatfront zu Kriegszwecken bis zur sukzessiven Entfremdung von Heimat und Front, die Krieg und Kaiserreich ein Ende setzten. Die Ereignisse mündeten nicht in friedliche Zeiten, sondern in eine Vielzahl von Konflikten zwischen Kapital und Arbeit, Militär,  Politik und Verwaltung. Die Unzufriedenheit mit anhaltend schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen brach sich Bahn in Massenstreiks und -protesten, denen Belagerungs- und Ausnahmezustände folgten. Doch der Band zeigt auch eine Entwicklung in Richtung der ersten deutschen Demokratie auf, die etwa Frauen das Wahlrecht brachte. Gleichzeitig schwang sich in Bochum die Kultur zu neuen Höhen auf. Der „Aufbruch 1919“, dessen 100-jährige Wiederkehr 2019 gefeiert wurde, ist umso erstaunlicher, als er sich vor dem Hintergrund bürgerkriegsähnlicher Zustände in der Stadt entfaltete. Dieser Band stützt sich auf zwei Ausstellungen im Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte und eine Vielzahl dort zum Teil erstmals präsentierter Objekte und Dokumente. Sie illustrieren eine fesselnde Zeit des Umbruchs, die in der Geschichte des 20. Jahrhunderts lange ein Schattendasein geführt hat.

Hier bekommen Sie einen Teaser der Publikation.

Ausstellungskatalog dokumentiert die Themen "Fremdsein" und "Migration" im Ruhrgebiet vom Mittelalter bis in die Gegenwart - und eröffnet damit neue Blickweisen für die Zukunft

Für das gemeinsame Ausstellungsprojekt Fremd(e) im Revier!?, das die Anerkennung der Ruhr2010 GmbH als Kulturhauptstadtprojekt gefunden hat, haben sich Archive aus Bochum, Bottrop, Dinslaken, Essen, Gelsenkirchen, Marl, Mülheim, Recklinghausen und Wesel sowie zahlreiche andere Kooperationspartner des Themas Fremdsein und Migration angenommen. Aufgearbeitet wurde die Geschichte des Fremden im Ruhrgebiet anhand unzähliger Archiv- und Museumsstücke. Das Ruhrgebiet hat sich wie keine andere Region Deutschlands durch Zuwanderung erst konstituiert. Es zog die Menschen an wie ein Magnet. In der Industrialisierungsphase kamen sie freiwillig als finanzstarke Unternehmer und als junge Arbeitssuchende, in den Kriegsjahren wurden viele Fremde ins Ruhrgebiet verschleppt und zur Arbeit unter menschenunwürdigen Bedingungen gewzungen.

Fremd(e) im Revier umspannt einen weiten Bogen: Von den Fremden des Mittelalters und den Glaubens- und Revolutionsflüchtigen der frühen Neuzeit über die Arbeitsmigranten ds 19. und 20. Jahrhunderts bis hin zur heutigen Situation hier lebender Migrantinnen und Migranten. Das Fremdsein und das Heimischwerden war die Erfahrung, die viele Neubürger des Reviers gemacht haben. Den umgekehrten Prozess der Ent-Fremdung erlebten und erlitten vor allem die jüdischen Bürgerinnen und Bürger aus dem Ruhrgebiet während des "Dritten Reiches". 

Die Beiträge des vorliegenden Buches untersuchen das Gegen-, Neben- und Miteinander von Fremden und Einheimischen. Sie stellen das spannende Wechselspiel von "fremd" und "eigen" vor. Fremd(e) im Revier liefert neue Blickweisen und kann somit zur Grundlage für die Entwicklung der zukünftigen Gesellschaft werden.

Klaus Wisotzky und Ingrid Wölk (Herausgeber)
Fremd(e) im Revier!?
Zuwanderung und Fremdsein im Ruhrgebiet
352 Seiten, durchgehend farbige Abbildungen, Hardcover, 24,95 EURO
ISBN 978-3-8375-0350-0

Agnes und Wilhelm Hünnebeck aus Bochum. Verfolgt als Mischling ersten Grades (Agnes und Wilhelm), verurteilt als Homosexueller (Wilhelm).

Buchcover Leben im Abseits

Viele Leben gerieten aus der Bahn, als am 30. Januar 1933 Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde. Von Beginn an nahmen die Nationalsozialisten alle ins Visier, die nicht in ihr politisches und rassistisches Weltbild passten.
Wilhelm Hünnebeck, ein in der Zeit der Weimarer Republik erfolgreicher Bochumer Rechtsanwalt und Notar, war homosexuell, und seine Mutter war jüdischer Herkunft. Um ihn geht es in diesem Buch, aber auch um seine Schwester Agnes. In einer hoch angesehenen und gesellschaftlich fest verankerten Familie aufgewachsen, schien den Geschwistern ein ähnlicher Status vorherbestimmt zu sein wie ihren Eltern. Und doch kam es anders – nach 1933.
Die Autorin und die beiden Autoren betrachten die Geschichte Agnes und Wilhelm Hünnebecks aus unterschiedlichen Perspektiven und haben sorgfältig recherchiert: in Bochum, Göttingen, Münster, Gladbeck, Freiburg und in Berlin. Sie haben – wie Susanne Schmidt in der Einleitung ihres Aufsatzes darlegt – neben den archivierten Quellen auch bisher unbekanntes Material zu Tage gefördert und ausgewertet. Entstanden ist ein ungewöhnliches Buch.

Broschiert, 174 Seiten, zahlreiche Abbildungen
Klartext-Verlag Essen
ISBN: 978-3837502053
14,95 Euro

Buchcover von Bochum, der Hellwegraum und die Grafschaft Mark im Mittelalter

Stefan Pätzold (Hg.)

Bochum, der Hellwegraum und die Grafschaft Mark im Mittelalter
Ein Sammelband

(Schriften des Bochumer Zentrums für Stadtgeschichte 2)

Bochums Mittelalter liegt in vielerlei Hinsicht noch im Dunkeln. Wie man sich die Anfänge des Ortes vorzustellen hat, wann er Stadt wurde, wie die Bochumer Pfarrei St. Peter entstand und wie es den Frauen in der Stadt erging – das sind nur einige der Fragen, die es noch zu beantworten gilt.

Aufsätze renommierter Fachleute beleuchten in diesem Sammelband wesentliche Themen der Stadt-, Verfassungs-, Kirchen- und Sozialgeschichte Bochums sowie des damals selbstständigen Wattenscheid. Dabei ordnen sie die Entwicklung beider Orte in den regionalen Kontext des Hellwegraumes und der Grafschaft Mark ein.

Aus dem Inhalt:

INGRID WÖLK
Vorwort

STEFAN PÄTZOLD
Bochum, der Hellwegraum und die Grafschaft Mark im Mittelalter
Einleitende Bemerkungen

STEFAN PÄTZOLD
Königshof und Kirche im frühmittelalterlichen Bochum

STEFAN PÄTZOLD
„Die eigentliche Zeit, da der Ort eine Stadt geworden“
Bochums Stadtwerdung im Spätmittelalter

THOMAS SCHILP
Essen – Bochum – Dortmund
Mittelalterliche Städte am Hellweg im Vergleich

HEINRICH SCHOPPMEYER
Die Städtepolitik der Grafen von der Mark

STEFAN PÄTZOLD
Von der „villa“ zum „wibbold“
Wattenscheids Geschichte im Mittelalter

STEFAN PÄTZOLD
Der „Stiepeler Stiftungsbrief“
Die Urkunde des Kölner Erzbischofs Heribert für Gräfin Imma von 1008

GUDRUN GLEBA
Spurensuche
Möglichkeiten weiblicher Existenz im mittelalterlichen Bochum

Erhältlich zum Preis von 19,00 Euro

Leo Baer

Leo Baer. 100 Jahre deutsch-jüdische Geschichte“ heißt das neue Buch von Dr. Ingrid Wölk, Leiterin des Stadtarchivs – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, das Prof. Dr. Ulrich Borsdorf, Gründungsdirektor des Ruhr-Museums, am Freitag (10. Juni 2016) um 17 Uhr in der Wittener Straße 47 vorstellt. Ein Rahmenprogramm begleitet die Präsentation: So gibt es einen Vortrag von Privatdozent Dr. Christoph Jahr von der Humboldt-Universität Berlin zu dem Thema „Eine Epochenscheide? Die deutschen Juden und der Antisemitismus im Ersten Weltkrieg“. Im Anschluss referiert Prof. Dr. Constantin Goschler von der Ruhr-Universität Bochum über „Die deutsche „Wiedergutmachung“ und der Neuanfang jüdischen Lebens nach 1945“. Es folgt ein Podiumsgespräch mit beiden Referenten und Dr. Ingrid Wölk, Prof. Dr. Ulrich Borsdorf moderiert. Der Eintritt ist frei.

In ihrem Buch erzählt Dr. Ingrid Wölk am Beispiel des Bochumers Leo Baer und seiner Familie ein ganzes Jahrhundert deutsch-jüdischer Geschichte: von Verdun zur Fliegertruppe im Ersten Weltkrieg, in der Republik ein angesehener Bürger und erfolgreicher Unternehmer, Verfolgung und KZ im „Dritten Reich", Flucht und Exil, Fremdenlegion in Nordafrika, Überleben unter dem Schutz der Résistance im südfranzösischen Untergrund, Befreiung durch die Alliierten. Was sich anhört wie die Stichworte zu einem Abenteuerroman vor historischer Kulisse, ist Extrakt einer wahren Geschichte. Es sind Etappen im Leben des Bochumer Juden Leo Baer. Nach dem Zweiten Weltkrieg kämpfte er hartnäckig um Rückerstattung des ihm geraubten Eigentums und um „Wiedergutmachung“. Die emotionalen Brücken zu seiner Heimatstadt brach er nie ab: „Leo Baer war mit jeder Faser seines Herzens Bochumer“, so die Leiterin des Bochumer Zentrums für Stadtgeschichte. Von Frankreich aus pflegte er einen Briefkontakt mit dem ehemaligen Bochumer Kulturdezernenten Richard Erny, den er bei der Aufarbeitung biographischer Daten Bochumer Juden unterstützte. Dr. Wölk: „Mich hat die Dichte seines Lebens fasziniert. Leo Baer hat die Geschichte eines gesamten Jahrhunderts erlebt.“

Das Buch ist in einer Auflage von 1.000 Exemplaren im Klartext-Verlag erschienen. Es ist für 19,95 Euro in den Buchhandlungen sowie im Stadtarchiv - Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte, Wittener Straße 47, erhältlich.

(8. Juni 2016)

Buchausstellung

Kann man Geschichte in Objekten schreiben? Die Antwort ist: Ja! Dass der Kadett kam, als die Kohle ging, ist eine davon. Sie ist Teil der aktuellen Ausstellung des Stadtarchivs - Bochumer Zentrums für Stadtgeschichte „Hundertsieben Sachen - Bochumer Geschichte in Objekten und Archivalien“ und sie ist ein „Kapitel“ in dem jetzt erschienenen gleichnamigen Buch. Die gezeigten Gegenstände spiegeln sowohl Schlüsselszenen der Bochumer Geschichte als auch Geschehnisse, die den Gang der Ereignisse nicht bestimmten, die Bochumer aber trotzdem bewegten.

Mit den „Hundertsieben Sachen“ knüpft das Zentrum an seine Eröffnungsausstellung im Jahr 2007 an: „Siebenundneunzig Sachen. Sammeln, bewahren, zeigen. Bochum 1910 bis 2007“. Damals galt es, die 97-jährige Sammlungsgeschichte der Stadt Bochum mit in den Blick zu nehmen, heute sind es bereits 107 Jahre. Nun fügen sich auch in der umfangreichen Publikation 107 Teile zu einem Ganzen und begleiten die Leser von den Anfängen Bochums bis in die heutige Zeit.

Die im Titel versteckten „sieben Sachen“ charakterisieren einen Großteil der Objekte, ohne sie zu diffamieren. Sie verweisen auf das Alltägliche – und gerade deshalb Unverzichtbare. Die Objekte brauchen Fürsprecher. Genau 78 Autorinnen und Autoren leihen ihnen ihre Stimmen. Von Barski und Borsdorf bis Schade und Scheler, von Goosen und Grönemeyer bis Slabik und Sloane. „Herbert Grönemeyer habe ich auf der Straße angesprochen und mich sehr gefreut, dass er den Text zu seiner Platte selbst geschrieben hat“, so Dr. Ingrid Wölk, Herausgeberin und Leiterin des Stadtarchivs – Bochumer Zentrums für Stadtgeschichte. Denn auch das berühmte Album „4630 Bochum“ zählt zu den „Hundertsieben Sachen“.
Die Fürsprecherinnen und Fürsprecher der Objekte und Archivalien sind somit zum einen Historikerinnen und Historiker, die als Experten für die Themen, über die sie schreiben, Wertvolles zur Stadtgeschichte beizutragen haben, zum anderen Bochum-Liebhaberinnen und -Liebhaber mit einem persönlichen Bezug und subjektiven Blick. Sie alle machen die „hundertsieben Sachen“ lebendig.

Erschienen ist das Buch im Klartext Verlag:

Ingrid Wölk
Hundertsieben Sachen
Bochumer Geschichte in Objekten und Archivalien
Festeinband, zahlr. farb. Abb., 29,95 €
ISBN: 978-3-8375-1869-6
Klartext Verlag