„MARK 51°7 ist der Höhepunkt – ihr habt dort in sehr kurzer Zeit ein Quartier mit so vielen Möglichkeiten geschaffen“,
sagte Dr. Tatsuo Igarashi, Oberbürgermeister von Bochums japanischer Partnerstadt Tsukuba, am Ende seines ersten Besuchs bei seinem Amtskollegen Thomas Eiskirch. Die beiden Oberbürgermeister nutzten das Arbeitstreffen am Freitag, 11. November, um sich über Digitalisierungsprojekte, Start-up-Förderung und Innovationsvorhaben auszutauschen.
Ein Beispiel, wie hilfreich digitale Angebote im Alltag für Bürgerinnen und Bürger sein können, stellte Bochum den japanischen Gästen gleich zu Beginn vor: Mit dem RathausNavi Bochum, der App für barrierefreie Indoor-Navigation, lotste Stadtdirektor Sebastian Kopietz die Delegation vom neuen Haupteingang der Stadtverwaltung, vorbei an den Displays des Digitalen Informations- und Wegeleitsystems zu den 2021 fertiggestellten Kreativbüros. „Die App arbeitet sehr präzise“, lobte Tsukubas OB.
Im Arbeitsaustausch ging es um weitere Digitalisierungsprojekte und wegweisende Verwaltungsvorhaben. Julia Ostrode, Projektmanagerin in der Smart City Innovation Unit, erläuterte, wie Bochum zum Beispiel mit Sensoren für Bodenfeuchte Bäume entlang von Straßen und in Parks effizienter wässern will. Zudem berichtete sie über die Plattform Consul, die Bochum zur Online-Bürgerbeteiligung einsetzen möchte. „Auch wir haben in Tsukuba immer mal das Problem, dass Informationen nicht alle Bürgerinnen und Bürger erreichen, manche Menschen Sorge vor Veränderungsprozessen haben“, berichtete Dr. Tatsuo Igarashi. Eine Beobachtung, die man international teilen konnte. „Wir versuchen, möglichst viele Vermittlungswege zu nutzen, um unsere Ziele und Vorhaben zu erklären“, schilderte Bochums Stadtdirektor. Dies gilt auch für das Haus des Wissens, das aktuell gegenüber dem Rathaus entsteht und ein wichtiger Baustein für die Bochumer Bildungslandschaft, aber auch für die zukunftsgerichtete Entwicklung der Innenstadt ist.
Projektleiterin Dr. Britta Freis stellte das Großprojekt vor, das unter seinem Dach Stadtbücherei, Volkshochschule und Hochschulnetzwerk nebst einer Markthalle vereint – hochflexibel in der Nutzung, ohne räumliche Trennung, einander ergänzend im Angebot für die Nutzerinnen und Nutzer. Diesen soll der neue Lern- und Begegnungsort möglichst rund um die Uhr offenstehen – von allen Bildungsangeboten bis zum Dachgarten. „Das Konzept ist beeindruckend“, fand Dr. Tatsuo Igarashi, der derzeit auch über die zukünftige Gestaltung einer Bibliothek nachdenkt.
Einen starken Eindruck gewann Tsukubas Oberbürgermeister vom Strukturwandel auf MARK 51°7. Oliver Dresen, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Bochum Perspektive, erläuterte den Reaktivierungsprozess, der nach Aufgabe des Opel-Standorts begann und mittlerweile als Vorbild für ähnliche Neunutzungen steht, so aktuell für das Saarland, wo Ford die Fabrikation in Saarlouis einstellen will. In Bochum entstehen auf der ehemaligen Autowerksfläche bereits neue Forschungsinstituten und Produktionsstätten. „99 Prozent sind vermarket“, konnte Oliver Dresen berichten. „Es entsteht ein weites Spektrum an neuen Jobs.“ Die Nachfrage würde befeuert durch NRWs Entwicklung zum Start-up-Hotspot in Deutschland und Bochums gutes Gründerklima. „Das Problem in Tsukuba ist, dass Start-ups, wenn sie wachsen, oft nicht bleiben“, bedauerte Dr. Tatsuo Igarashi, der dies ändern möchte: „Wir wollen sie in unserer Stadt halten.“
Etwas das auch Bochum versucht. Mit dem Makerspace, den die Ruhr-Universität (RUB) 2022 auf MARK 51°7 errichtet hat, gibt es ein weiteres wichtiges Angebot für Gründerinnen und Gründer aus dem Hochschulsektor: „Wir bieten ihnen kreativen Raum, in dem Start-up-Ideen geboren und ausprobiert werden können, und die Ausstattung dafür, zum Beispiel Standard-Maschinen“, erläuterte Leiter Dirk W. Hansmeier den Gästen aus Japan. Labore, Werkstätten und Seminarräume stünden allen Forschungsdisziplinen offen.