Altlasten des Zechenzeitalters stellen viele Ruhrgebietsstädte vor Herausforderungen, so auch Bochum. Oft geht es dabei darum, zu verhindern, dass Schadstoffe in das Grundwasser einsickern und dieses verunreinigen. Beispielhaft für effektiven und nachhaltigen Gewässerschutz ist die Grundwassersanierungsanlage auf dem Gelände der ehemaligen Zeche und Kokerei Constantin 6/7 in Bochum-Grumme. Sie liegt östlich der Tenthoff- und südlich der Hiltroper Straße, nicht weit entfernt von der schönen Talaue des Grummer Baches.
Der gesamte Zechenstandort wurde zum großen Teil zur Unterbindung des Direktkontaktes mit dem belasteten Zechenuntergrund in 1990 mit einer Bodenabdeckung von bis zu sieben Metern gesichert und zur Sport- und Grünanlage umgebaut. Der Hauptschadensherd im Bereich der ehemaligen Nebengewinnungsanlagen, darunter zum Beispiel eine Benzolfabrik, wurde eingezäunt und temporär mit einer 70 Zentimeter dicken Bodenschicht gesichert.
Die kokereispezifischen Schadstoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Benzol sind über die Jahre in die beiden oberen Grundwasserleiter vorgedrungen. Die Grundwässer fließen in Richtung Talaue des Grummer Baches und nehmen einen kleinen Teil der Schadstoffe mit.
Die Arbeiten zum Schutz des Bachwassers vor den Schadstoffen begannen im Januar 2019 und dauerten bis November 2020. Der Altstandort wurde unter Berücksichtigung der Sanierungsplanung nach dem Bundes-Bodenschutz-Gesetz im Auftrag des Grundstückeigentümers, der NRW.URBAN GmbH aus Dortmund, mit einer Dichtungsbahn aus Ton gesichert. Der Direktkontakt mit dem Untergrund und ein Durchströmen und somit eine Auswaschung von Schadstoffen durch Regen kann nicht mehr stattfinden.
Auf dem Altstandort wurden fünf Sanierungsbrunnen abgeteuft, Leitungen verlegt und Wege hergestellt. Die Grundwassersanierungsanlage befindet sich in einer Leichtbauhalle und ging im November 2020 in Betrieb. Das sehr stark mit kokereitypischen Schadstoffen belastete Grundwasser aus den Sanierungsbrunnen wird seitdem über die im Untergrund verlegten Leitungen in die Grundwassersanierungsanlage gepumpt. Hier werden zunächst die festen Partikel entfernt, danach werden die Schadstoffe über einen Stripturm und zwei hintereinander geschaltete Aktivkohlefilter entfernt. Das Reinwasser wird in den Kanal abgeführt.
Zurzeit werden etwa fünf 5 Kubikmeter Grundwasser pro Stunde aus den Sanierungsbrunnen abgepumpt und über die Grundwassersanierungsanlage gereinigt. Bis zum Mai 2021 wurden insgesamt etwa 10.000 Kubikmeter Grundwasser, also zehn Millionen Liter, gefördert und gereinigt. Während dieses Zeitraumes wurden rund 13,5 Tonnen Schadstoffe aus dem Grundwasser entfernt. Hierbei handelt es sich überwiegend um Benzol und PAK.
Seit Mai 2019 arbeitet in der Talaue des Grummer Baches nördlich des Kaiserauenteiches ebenfalls eine Grundwassersanierungsanlage. Mittlerweile sind in den Grundwässern nur noch Spuren von Schadstoffen vorhanden. Dies erklärt sich durch den mangelnden Nachschub an Schadstoffen aus dem Hauptschadensherd an der Hiltroper Straße. Die Grundwassersanierungsanlage an der Hiltroper Straße entfernt in hohen Konzentrationen die Schadstoffe aus dem Grundwasser und reinigt diese effektiv, bevor das Wasser in den Kanal eingeleitet wird.
(20. Juli 2021)