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Bergbauwanderwege

Langendreer - Werne

Wanderung auf dem Industrielehrpfad

Bergbauwanderwege

Die industrielle Entwicklung des Ruhrgebiets seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hat auch Bochum unübersehbar ihren Stempel aufgedrückt. Sie hat nicht nur die Menschen entscheidend geprägt, sondern auch das gesamte Erscheinungsbild der Stadt und das einiger Stadtteile ganz besonders. Im Zuge von Umstrukturierungsprozessen wandelt sich das Stadtbild kontinuierlich. Alte Werksanlagen werden abgerissen, neue entstehen und mit ihnen neue Wohngebiete und eine veränderte Infrastruktur. So offenbart sich die Industrialisierung nicht nur unmittelbar durch die Betriebsanlagen, sondern auch, indem sie um diese herum eine eigene Umwelt erschafft, die sich grundsätzlich von den verstreuten Dörfern der vorindustriellen Zeit unterscheidet.
Dieser Industrielehrpfad soll bei der Spurensuche nach derartigen mit der industriellen Entfaltung gewachsenen Struktur helfen. Er widmet sich dem Raum Langendreer / Werne im Osten Bochums, dessen Erscheinungsbild durch die Ansiedlung von Industrien im 19. Jahrhundert besonders stark geprägt worden ist. Deutlich lassen sich zwei Schwerpunkte industrieller Konzentration erkennen: zum einen der Bergbau, hier vertreten durch die Zechen Robert Müser und Neu-Iserlohn und mit den dazugehörigen Siedlungen, zum andern der Bahnhof Langendreer und die ausgedehnten Gleisanlagen, die nicht nur für den Absatz der produzierten Wirtschaftsgüter bedeutsam waren, sondern den Raum fast in der Mitte zerschneiden und ihm so ein ganz eigenes Gepräge verleihen.

Der Rundweg will keine Musterbauten vorführen, sondern vielmehr einen Eindruck davon vermitteln, welche geographischen, wirtschaftlichen und sozialen Strukturen durch die Industrialisierung entstanden sind. Die vorgeschlagene Strecke ist dazu gedacht, Perspektiven zu eröffnen, nicht zu verschließen. Sie kann daher nicht alle für die Industriegeschichte Langendreers relevanten Punkte berühren. Ein Abstecher zu Punkten abseits der Route kann sich allemal lohnen. Der knapp 15 Kilometer lange industriegeschichtliche Lehrpfad ist als Fahrradtour konzipiert, die etwa drei bis vier Stunden in Anspruch nimmt. Selbstverständlich können Sie die Strecke abkürzen oder nach ihren eigenen Interessen ergänzen. Zu ihrer Orientierung finden Sie rechts in der zweiten Zeile des Titels jeweils die Entfernungsangabe zum nächsten Punkt. Um ihn nicht zu verpassen, ist es sinnvoll, die genauen Ortsangaben zu Beginn des jeweils nächsten Artikels rechtzeitig zu lesen. Bitte denken Sie immer daran, dass Sie sich im Stadtgebiet befinden; einige Streckenabschnitte erfordern wegen des Verkehrs erhöhte Aufmerksamkeit.

Wallbaumweg
1.700 Meter

Große Entrüstung herrschte 1908 bei den Bürgern in Langendreer, als der neue Bahnhof in Betrieb ging. Er lag abseits vom Zentrum, die Zufuhrwege waren in einem mangelhaften Zustand, und die Befürchtung wuchs, dass eine allmähliche Verschiebung des Geschäftslebens - vom Ortskern weg zum Bahnhof hin - eintreten würde.
Bereits 1860 baute die Bergisch-Märkische Eisenbahngesellschaft einen ersten Bahnhof (Langendreer-Süd) für die Strecke von Bochum nach Witten (in der Nähe der heutigen S-Bahn-Station Langendreer-West). Durch den Bergbau gewann er schnell eine große Bedeutung für die Kohlenabfuhr. Aus der Zuführung der Zechengleise entstand bald ein Netz, welches den Grundstock des späteren Rangierbahnhofs bildete.
1874 errichtete die Rheinische Eisenbahngesellschaft einen zweiten Bahnhof in Langendreer (Langendreer-Nord). Ihre Strecke kam von Düsseldorf und führte über Essen/Nord-Ückendorf-Bochum/Nord weiter nach Langendreer und Dortmund. Der Langendreerer Nord-Bahnhof befand sich unmittelbar in der Nähe des heutigen S-Bahn-Haltepunktes Langendreer. Nachdem der preußische Staat 1878 die ehemals privaten Bahngesellschaften verstaatlicht hatte, entschied sich die Königlich Preußische Eisenbahnverwaltung Anfang des 20. Jahrhunderts, die beiden Bahnhöfe Langendreer-Süd und -Nord zugunsten eines neuen Bahnhofs aufzugeben. Zu diesem Zweck wurde hier am Wallbaumweg ein Bahnhofsgebäude im modifizierten Jugendstil gebaut. Es umfasste ungefähr 1.900 Quadratmeter, bestand aus drei Baukörpern mit Wölbdächern und war damit weitaus repräsentativer gestaltet als der damalige Bochumer Hauptbahnhof. In der Gebäudemitte lag die Empfangshalle mit Schalterhalle. Auf der linken Seite der Schalterhalle befand sich der Gepäckraum, im hinteren Teil des Gebäudes der Trakt für die Bediensteten. Anstelle des bis dahin ebenerdigen Bahnübergangs mit Schranken und Bahnwärterhäuschen an der Hauptstraße wurde die große Unterführung gebaut, ein Damm aufgeschüttet und die Straße vor dem Empfangsgebäude abgesenkt.

Als Schnittpunkt der wichtigen Nord-Süd-Verbindung Recklinghausen-Hagen und der und der Ost-West-Verbindung Dortmund-Duisburg wurde der Umsteigebahnhof zum Verkehrsknotenpunkt, der den Bochumer Hauptbahnhof auch nach der Eingemeindung Langendreers lange Zeit an Bedeutung übertraf. Als die Bundesbahn auf einigen dieser Linien seit den sechziger Jahren den Personenverkehr einstellte, verlor der Bahnhof zunehmend an Bedeutung. Durch die neue S-Bahn-Verbindung von Bochum nach Dortmund (1983) wurde der Haltepunkt Langendreer auf die andere Seite der Gleisanlage nach Süden verlegt.
Der Bahnhof sollte - im Jahr seines 75-jährigen Bestehens - abgerissen werden. Nach heftigen Protesten einer "Bahnhofsinitiative" wurde er im Mai 1985 unter Denkmalschutz gestellt und nach aufwendigen Renovierungsarbeiten 1986 als "Kulturbahnhof" neu eröffnet. Die ehemalige Schalterhalle wird heute als Veranstaltungsraum genutzt. Die beiden Wartesäle sind zu einem Bürgertreff und dem Kino "Endstation" ausgebaut worden, in den ehemaligen Gepäckräumen befindet sich heute ein gastronomischer Betrieb. S.K.

Oberstraße
700 Meter

Im gleichen Jahr (1866), in dem die Gebrüder Müser ihre Dampfbrauerei an der Hauptstraße eröffneten (siehe Punkt 3), gründete Dietrich Eickelberg seine Brennerei an der Oberstraße, in der er Korn und Wacholderschnaps brannte, ein gegenüber dem herkömmlichen aus Kartoffeln hergestellten Schnaps hochwertiges Produkt.
Schnaps war aufgrund seines geringen Preises im 19. Jahrhundert ein verbreitetes Getränk unter Arbeitern. Er diente nicht nur gesellschaftlichen Zwecken, sondern kompensierte zu einem Teil durch seinen hohen Kaloriengehalt auch die oft mangelhafte und einseitige Ernährung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verlor er jedoch unter dem Einfluss einer regen Mäßigkeitsbewegung und aufgrund steigender Preise (vor allem durch die Erhöhung der Branntweinsteuer 1887) gegenüber dem Bier zunehmend an Popularität.
Nach dem Tod Dietrich Eickelbergs übernahm sein Sohn Arthur die Brennerei, die bis zu ihrer Schließung 1970 weiterhin in Familienbesitz blieb.
Das heute noch stehende Gebäude stammt aus den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Neben der Brennerei sind das Kesselhaus und der Schornstein erhalten. Die Innenausstattung stammt zum Teil aus einer früheren Zeit und wurde nachträglich in die Brennerei eingebaut; so zum Beispiel der Regler für die Dampfmaschine aus dem Jahr 1906.
Dort wird dann der Prozess der Branntweingewinnung, sozusagen vom "Korn zum Korn", zu sehen sein. S.K.

Hauptstraße
400 Meter

Heute deutet nur noch der weit über seine Umgebung herausragende Sudhausturm (gebaut 1925 bis 1928) auf die ehemalige Müser-Brauerei an der Hauptstraße hin.

1806 eröffnete Johann Wilhelm Müser an der Hauptstraße / Ecke Markt einen Laden mit Schankwirtschaft, in dem er auch Bier braute. Durch die zentrale Lage seiner Wirtschaft an der Hauptverkehrsstraße, konnte Müser sein Geschäft schnell vergrößern und seiner sich auf der Durchreise befindlichen Kundschaft eine breite Palette von Manufakturwaren und Backwaren, Bier und Branntwein anbieten.
Nach seinem Tode gründeten seine beiden Söhne, Heinrich und Wilhelm, 1866 die "Dampfbrauerei Gebrüder Müser". Sie erkannten, dass nur die Einführung industrieller Braumethoden und die Umstellung auf das "helle" bayerische Bier die Konkurrenzfähigkeit erhalten konnte. Dazu errichteten sie schräg gegenüber des elterlichen Geschäftes ein neues Brauereigebäude. Mit der 1892 erfolgten Umwandlung in die Aktiengesellschaft "Bierbrauerei Gebr. Müser AG" erhielt das Unternehmen die notwendige Kapitalbasis, um den Betrieb zu einer Großbrauerei aufzubauen. Das Bier wurde nicht mehr nur in der näheren Umgebung, sondern auch im Ausland abgesetzt. In der Folge dehnte sich der Betrieb weiter aus. An der Westseite der Hauptstraße entstanden die Sudhausanlagen, die mit vier Dampfmaschinen bestückte Maschinenhalle, ein Kesselhaus mit einem 50 Meter hohen Schornstein sowie Speicherhallen und Abfüllhallen, in deren Mitte sich ein rund 1.300 Quadratmeter großer Innenhof befand. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite entstanden die Verwaltungsgebäude und dahinter die Pferdeställe der Brauerei, die zeitweilig bis zu 80 Pferde zählten. Nachdem die Brauerei Mitte der dreißiger Jahre hohe Verluste verzeichnete, wurde sie 1938 von Großaktionären (unter anderem Dresdner Bank) übernommen; die alte Firmenbezeichnung wurde in "Müser-Brauerei Aktiengesellschaft" geändert.
Während des Zweiten Weltkrieges erlitt die Brauerei keine wesentlichen Kriegsschäden an ihren Betriebsgebäuden und Betriebseinrichtungen. Allerdings wurde das durch die Besatzungsmächte erlassene Brauverbot zu einer schweren Existenzbedrohung. Bis 1948 durfte anstelle von Bier nur Ersatzgetränke, 1948 / 1949 nur Dünnbiere mit niedrigem Stammwürzegehalt hergestellt werden. Erst 1949 konnte die Produktion hochwertiger Qualitätsbiere wieder aufgenommen werden. Der Berliner Schultheiss-Konzern übernahm 1960 die Brauerei und legte sie 1975 endgültig still. Die heute noch stehenden Gebäude auf der Westseite werden von einer Ladenkette und einem Diskothekeninhaber genutzt. Im Innern des Sudhauses sind die Kessel noch sichtbar. Die Gebäude auf der Ostseite dienen zum Teil als Lagerschuppen, zum Teil stehen sie ungenutzt und verfallen. S.K.

Hauptstraße
1.600 Meter

Auf dem evangelischen Friedhof liegt, unmittelbar rechts hinter dem Eingang, das 1986 sanierte Ehrenmal für die Verunglückten der Schlagwetterexplosion (82 Tote) auf der Zeche Neu-Iserlohn I (siehe Punkt 12) vom 15. Januar 1868. Es wurde bereits einige Wochen nach der unter breiter Anteilnahme der Bevölkerung begangenen Trauerfeier über dem Grab der 27 getöteten Langendreerer Bergleute errichtet und erinnert mit einer Inschrift aus dem Matthäus-Evangelium an das erste schwere Grubenunglück an der Ruhr.
Während lange Zeit im Ruhrbergbau kein außergewöhnliches Auftreten schlagender Wetter (ein explosionsfähiges Gemisch aus Luft und Grubengas) beobachtet worden war, kam es im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts zu einer Häufung folgenschwerer Schlagwetterexplosionen. Obwohl sie an der Gesamtzahl der im Bergbau verunglückten Personen nur einen geringen Anteil hatten - Hauptursache für tödliche Unfälle war Steinfall und Kohlenfall - so erregten die einzelnen Massenunglücke doch große Aufmerksamkeit.
Die Ursache für den plötzlichen Anstieg der Schlagwetterexplosionen war der seit der Jahrhundertmitte verstärkt betriebene Abbau unter der Mergeldecke. Die immer größeren Teufen und die damit verbundene Erschließung stark ausgasender Fettkohlenpartien wurden mit den aus dem Stollenbergbau übernommenen Bewetterungstechniken nur unzureichend beherrscht. Es gab viele Möglichkeiten zur Entzündung der mangehaft abgeführten Grubengase: offenes Geleucht, die Kohlengewinnung durch Sprengungen mit Schwarzpulver oder durch die Wetteröfen unter Tage.
Die Zeche Neu-Iserlohn war durch das starke Auftreten von Methangas besonders betroffen. Allein drei der vier schwersten Schlagwetterexplosionen in Preußen zwischen 1861 und 1881 mit insgesamt 138 Toten waren auf dieser Zeche zu beklagen, obwohl schon 1870 eine eigene Bergpolizeiverordnung mit verschärften Sicherheitsmaßnahmen erlassen wurde. Aber erst neue Wetterschächte und die Einführung leistungsfähiger Lüfter brachten eine spürbare Besserung.
Im Ruhrbergbau führten das 1881 erlassene Verbot von Zechen mit nur einem Schacht, die breite Anwendung der Benzinsicherheitslampe gegen Ende des Jahrhunderts (später auch die elektrische Grubenlampe) und der seit 1902 vorgeschriebene Sicherheitssprengstoff zu einer merklichen Verringerung der Schlagwettergefahr. Dass trotzdem weiterhin Schlagwetterexplosionen zu beklagen waren, zeigt das auf dem nahe gelegenen Kommunalfriedhof errichtete Mahnmal für die 36 Opfer des Grubenunglücks vom 24. Januar 1941 auf der Zeche Bruchstraße. H-G.T.

Gasstraße / Ecke Salweidenbecke
10 Meter

Energie, Licht, Wärme und Wasser waren für das Wachstum der Industriegemeinde Langendreer ebenso bedeutend wie die Eisenbahnen und Zechen. 1875 schloss die Gemeinde mit der "Gas-Actiengesellschaft Langendreer" einen Vertrag, der der Gesellschaft für 30 Jahre das Monopol der Gasversorgung einräumte. Auf dem heute grünen Gelände auf der linken Seite der Salweidenbecke entstand das neue Gaswerk. Bereits 1899 wurde die kleine "Gas-AG" von der größten "Aktiengesellschaft für Gas und Elektrizität", Köln, aufgekauft, die sich ihrerseits ein Monopol für die Gasversorgung und Stromversorgung bis zum Jahr 1924 zusichern ließ. Dennoch wechselte das Gaswerk schon zum 1. Januar 1909 erneut die Besitzerin und ging mit dem Gaswerken und Elektrizitätswerken anderer Ruhrgebietsgemeinden in das Eigentum der 1906 gegründeten "Elektrizitätswerke Westfalen" (deren Nachfolgerin VEW ist) über. Diese verwirklichten unter der Leitung des Bochumer Landrates und Polizeipräsidenten Karl Gerstein (1864 bis 1924) dessen Vorschlag, die Steinkohlenzechen, bei denen Gas als Nebenprodukt der Verkokung in großen Mengen anfiel, in die Gasversorgung miteinzubeziehen.
Bergwerke und Gemeinden wurden durch ein Netz von Gasleitungen miteinander verbunden. Fortan wurde das Gas von der Gerther Zeche Lothringen, später auch von der benachbarten Zeche Mansfeld bezogen und die eigene Gasproduktion im hiesigen Werk eingestellt, das nur mehr zur Speicherung und Verteilung diente.

1926 befanden sich auf dem 3.830 Quadratmeter großen Gelände ein Betriebsgebäude, ein Verwaltungsgebäude mit Bedienstetenwohnungen, ein Meisterwohnhaus sowie ein 2.000 Kubikmeter fassender Gas-Hochbehälter, bevor in den dreißiger Jahren ein zweiter, mit 5.000 Kubikmeter Inhalt wesentlich größerer so genannte Glockengasbehälter hinzugebaut wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die stark mitgenommenen Anlagen zunächst wiederaufgebaut. Im Jahr 1960 übernahmen die Stadtwerke Bochum - mehr als 30 Jahre nach der Eingemeindung von Langendreer und Werne - die Gasversorgung. Die Gasbehälter, die aufgrund von Korrosionsschäden immer höhere Betriebskosten verursachten, und die sonstigen Betriebsanlagen wurden 1968 abgerissen und durch eine moderne Verteilerstation für Erdgas, wie sie heute zu sehen ist, ersetzt. H.K.

Salweidenbecke
900 Meter

Der Gasstation (siehe Punkt 5) schräg gegenüber sind die rückseitigen Fundamente des Dampflokschuppens des Bahnbetriebswerkes Langendreer zu erkennen. Nach der Verstaatlichung der beiden privaten Bahngesellschaften, der Bergisch-Märkischen und der Rheinischen Eisenbahn, vereinheitlichte die Königlich Preußische Eisenbahnverwaltung zu Beginn dieses Jahrhunderts den Betrieb des Personenverkehrs und Güterverkehrs. Innerhalb weniger Jahre (1906 bis 1909) wurden die Bahnanlagen völlig umgebaut, Güterverkehr und Personenverkehr wurden getrennt. Einerseits entstand ein neues Empfangsgebäude für den Personenverkehr (siehe Punkt 1), andererseits wurde der Güterbahnhof gründlich modernisiert. Der neue Güterbahnhof erhielt zwei Ablaufberge für die Güterwagen und zahlreiche Aufstellgleise. Neben Bahnmeistereien und Stellwerkmeistereien wurde ein der Größe des Bahnhofs entsprechender Ringlokschuppen für die Dampflokomotiven errichtet, der nicht weniger als 32 Einfahrten hatte und über eine Drehbühne angefahren werden konnte.
Von den Luftangriffen der Alliierten blieben auch der Güterbahnhof und der Lokschuppen nicht verschont. Nach dem Krieg wurde das der Gasstraße zugewandte, westliche Drittel des Lokschuppens nicht wieder aufgebaut. 1965 legte die Bundesbahn das Bahnbetriebswerk und den Dampflokbetrieb in Langendreer still - und damit auch den Ringlokschuppen; Gleise und Drehbühne wurden entfernt. Das Bauwerk wird heute von einem Privatunternehmen genutzt. H.K.

Von-Waldthausen-Straße
30 Meter

Die zu den Werksanlagen der Firma Raschig gehörenden Teerbehälter sind bereits bei der Fahrt auf der Straße Auf den Holln links zwischen den Wohnhäusern zu erkennen. Mitten durch das Betriebsgelände verläuft die Grenze zwischen Langendreer und Werne. Die Firma hat ihren Bahnanschluss in Langendreer, ihre Straßenzufahrt jedoch an der Von-Waldthausen-Straße in Werne. 1887 gründeten hier der Chemiker Dr. Wirth, der Grundstücksbesitzer Schulz und der bereits stark in der Montanindustrie engagierte Bankier von Waldthausen eine Teerdestillation auf dem Gelände einer ehemaligen Ziegelei. Teer ist eines der Nebenprodukte, das neben Benzol, Schwefel und Ammoniak bei der Verkokung von Steinkohle gewonnen wird. Aus dem bei der Verkokung anfallenden Rohteer lassen sich durch Destillation und Weiterverarbeitung Anthrazen, Pech sowie eine Reihe verschiedener leichter bis schwerer Öle herstellen. Das Anthrazen diente der im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts aufblühenden Teerfarbenindustrie als Grundstoff, das Pech wurde zur Herstellung von Imprägniermitteln und Steinkohlebriketts und später zur Herstellung von Asphalt für den Straßenbau verwendet. Noch vor der Jahrhundertwende legten fast alle größeren Förderanlagen des Ruhrreviers Verkokungs- und Nebenproduktgewinnungsanlagen an, da mit dem Verkauf der Nebenprodukte erhebliche Gewinne erwirtschaftet werden konnten. Das Ruhrgebiet wurde nicht nur eine Montanregion, sondern auch ein Chemiestandort erster Größenordnung. Die Teerdestillationsfirma "Wirth, Waldthausen & Schulz" bezog ihren Rohteer von den Zechen der Umgebung.
Der Chemiker Fritz Raschig (1863 bis 1928), der 1890 in Ludwigshafen eine Fabrik gegründet hatte, in der er Karbolsäure, Kresol und verschiedene Teerpräparate produzierte, erwarb 1918 das hiesige Werk zur Belieferung des Ludwigshafener Mutterbetriebes mit Vorprodukten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die weitgehend zerstörten Anlagen wieder aufgebaut. 1972 stellte man die Teerdestillation nicht zuletzt aufgrund verschärfter Umweltschutzauflagen ein. Das Langendreerer Zweigwerk, das in seiner Blütezeit 250 Menschen beschäftigt hatte, wurde auf einen Rumpfbetrieb mit 20 Beschäftigten zurückgefahren. Heute produziert es mit 25 Beschäftigten Dachbahnen sowie Bitumen für die Straßenausbesserung. H.K.

Von-Waldthausen-Straße
400 Meter

Der Standort auf der Brücke vermittelt einen Eindruck von den beengten Verkehrsverhältnissen, die für die Industrialisierung des Ruhrgebietes typisch waren. Bei der Eisenbahnstrecke unter der Brücke handelt es sich um die Trasse der ehemaligen Rheinischen Eisenbahngesellschaft, die den "Rheinischen" Bahnhof in Langendreer (Langendreer-Nord) mit der Stadt Bochum verband; das parallel zur Straße auf einer Einzelbrücke geführte Industriegleis ist die Zechenbahn der Harpener Bergbau AG, die vom Güterbahnhof Langendreer über die Zeche "Robert Müser" (siehe Punkt 9) bis zu den Chemischen Betrieben Amalia, die nördlich vom Ruhrschnellweg liegen, führt. An diesem Punkt lässt sich besonders gut erkennen, auf welch engem Raum sich Wohnbebauung und Verkehrsbauten in Langendreer / Werne trafen.

Die heute ungenutzten Straßenbahngleise sind die letzten Zeugen der ältesten Straßenbahnlinie in Langendreer-Werne. Hier fuhr jahrzehntelang die Linie 10 der BoGEStra, die von Wattenscheid-Höntrop aus durch Bochums Stadtmitte bis zum Bahnhof Langendreer (siehe Punkt 1) führte. Der hier sichtbare Abschnitt dieser Linie wurde am 22. Februar 1901 eröffnet. Die Straßenbahn hielt - vom Werner Hellweg und der Rüsingstraße aus kommend - an genau der Stelle, wo heute die Busse der Linie 364 halten. Dann überquerte sie die Straße (die Gleiskurve kann man heute noch im Straßenpflaster erkennen), überbrückte die Eisenbahn, bevor sie in die Wittekindstraße abbog und später über die Straße Am Heersbusch bis zum Bahnhof verlängert wurde. 1970 wurde diese Linie, die jahrzehntelang für die Langendreerer die einzige erschwingliche Verbindung mit der Bochumer City gewesen war, im Zuge der Neuordnung der Straßenbahnstrecken im Bochumer Süden durch Busse ersetzt.
Die Straßenbahngeschichte der Gemeinden Langendreer und Werne reicht bis ins Jahr 1898 zurück, als in Witten die "Märkischen Straßenbahn" gegründet wurde. Mit ihrem Streckennetz verband sie unter anderem Langendreer und Werne mit Castrop. Im Jahr 1913 wurde die herabgewirtschaftete "Märkische" von der "Westfälischen Straßenbahn GmbH" mit Sitz in Gerthe aufgekauft. Die "Westfälische" unterhielt in Langendreer-Werne zeitweise vier Straßenbahnlinien, die die Gemeinden sowohl untereinander als auch mit Lütgendortmund und Witten verbanden. Als die BoGeStra die 1931 in Konkurs gegangene "Westfälische" 1938 endgültig übernahm, straffte sie das unrentable Netz und stellte die alten, mit Buchstaben gekennzeichneten Linien (zuletzt waren das die Linien H und E) nach und nach auf Omnibusbetrieb um. H.K.

Von-Waldthausen-Straße
1.300 Meter

Das Fördergerüst des Schachtes Arnold befindet sich auf dem Gelände der ältesten Schachtanlage der Harpener Bergbau AG (HBAG), einer der größten und traditionsreichsten der ehemaligen Bergbaugesellschaften im Ruhrgebiet. 1856 gegründet, teufte sie von 1856 bis 1858 nördlich der Werner Straße zunächst den Schacht Jacob auf der Heinrich Gustav genannten Zeche ab. Diesem folgte bereits 1858 bis 1862 aus wettertechnischen Gründen der Schacht Arnold. Er wurde nach dem Bergmeister Arnold von der Becke benannt. Eine Benennung nach Namen war zu dieser Zeit im Ruhrrevier durchaus üblich.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit starken Wasserzuflüssen entwickelte sich die Anlage, auf der ein ergiebiges Fettkohlevorkommen abbaut, wurde gewinnbringend und wurde zur Keimzelle der ausgreifenden Aktivitäten der HBAG. Im Jahre 1870 betrug die Förderung 191.470 Tonnen Kohle bei 721 Beschäftigten (1890: 1.055 Beschäftigte). Damit war Heinrich Gustav ein Betrieb mittlerer Größe und blieb es bis 1929.
Die reine Zechengesellschaft begnügte sich unter der Führung ihres Generaldirektors Robert Müser, einem Enkel Johann Wilhelm Müser (siehe Punkt 3), nicht mit dieser einen Schachtanlage. Auf ihren Bochumer Feldern teufte die HBAG bis 1914 noch die Zechen Prinz von Preußen, Caroline sowie Amalia ab und erwarb die Anlagen Vollmond, Neu-Iserlohn (siehe Punkte 11. und 12.) und Siebenplaneten. Darüber hinaus erwarb sie Zechenbesitz in Gelsenkirchen, Dortmund und im Herner Raum.

In den zwanziger Jahren stellte sich das dringende Problem einer Rationalisierung und Modernisierung der größtenteils überalterten Bochumer Zechen. Zur Errichtung einer zentralen Förderanlage fiel die Wahl auf den Schacht Arnold.

Dieser wurde ab 1927 tiefergeteuft, auf den ungewöhnlich großen Durchmesser von 7,60 Meter erweitert und erhielt 1928 das noch heute bestehende Fördergerüst, das dritte in der Betriebsgeschichte. Vorangegangen waren ein Malakowturm aus Mauerwerk und um die Jahrhundertwende ein für die HBAG kennzeichnendes Stahlgerüst vom Typ Tomson-Bock. Dieses wurde durch das bestehende Vollwandstrebengerüst, eines der ersten im Ruhrgebiet, mit Doppelförderung ersetzt. Die Firma Dörnen baute das Gerüst als ein Modifizierung der Bauart Klönne, die ingenieurtechnisch und ästhetisch als eine der gelungensten Lösungen im Ruhrbergbau angesehen wurde. Der Vorbildcharakter der Konstruktion zog über 30 Jahre hinweg noch zahlreiche ähnliche Gerüste nach sich. Bis 1931 vervollständigte sich die Anlage, die mit der Fördereinrichtung, der Wäsche, der Kokerei bis zum Großgasometer (Inhalt 125.000 m³) eine imponierende Industriesilhouette darstellte.
Die nach dem verstorbenen Generaldirektor Robert Müser getaufte Zentralschachtanlage übernahm 1929 die Förderung der meisten Bochumer Zechen der HBAG, 1955 wurde auch Neu-Iserlohn angegliedert. Die Rekordförderung von 1,66 Millionen Tonnen (1940) wurde bereits 1955 mit 1,54 Millionen Tonnen Fettkohle und Esskohle annähernd wieder erreicht. Im Zuge der Bergbaukrise musste die Zeche 1968 trotz weitreichender Vorräte die Förderung einstellen. In den Jahren danach verschwand die den Bochumer Osten beherrschende Industriekulisse fast vollständig, lediglich das Gerüst über dem Schacht Arnold blieb erhalten, um zum Schutz weiter nördlich fördernder Zechen Grubenwässer zu heben.
Im Gegensatz zu anderen Industriedenkmälern ist Robert Müser nicht akut vom Abriss bedroht. Das 52 Meter hohe Gerüst wurde 1989 von der Ruhrkohle AG mit einem neuen Schutzanstrich versehen. Dabei wurde das Erscheinungsbild durch die Entfernung des bekrönenden Holzdachs verändert.
Das Gerüst ist auch durch die herausragende Stellung, die es weit sichtbar im Stadtbild einnimmt, als Technisches Denkmal ersten Ranges anzusehen. R.P.

Deutsches Reich
2.000 Meter

Entlang der U-förmigen Straße Deutsches Reich stehen die Reste der gleichnamigen Bergarbeitersiedlung der Zeche Heinrich Gustav. Sie geben nur noch einen schwachen Eindruck des ehemals geschlossenen Erscheinungsbildes der Siedlung wieder. Die Kolonie war nicht die älteste Siedlung der Zeche. Bereits 1864 wurden 20 Häuser an der Lembeckstraße gebaut, 1869 / 1870 zwölf Häuser an der Heroldstraße (alle mittlerweile abgerissen), aber der weitere Belegschaftsanstieg im Zuge der Hochkonjunktur der frühen 1870er Jahre erforderte die Errichtung weiterer Gebäude. 1872 bis 1874 gebaut, erhielten Siedlung und Straße im Überschwang der nationalen Einigung den Namen "Deutsches Reich".
Weniger prunkvoll als der Name präsentierte sich das Erscheinungsbild der Siedlung. Monoton in geringen Abständen entlang der parallelen, nur mit Schotter befestigten Erschließungsstraße waren 32 uniforme und unverputzte zweigeschossige Doppelhäuser für je vier Familien aufgereiht. Da allein Funktion und Wirtschaftlichkeit regierten - typische Merkmale der ersten Phase des Arbeiterwohnungsbaus im Ruhrgebiet - gab es keine Verzierungen oder Variationen von Stilelementen. Dieser Häusertyp wurde durch die Verbreitung in sechs Siedlungen zum Erkennungszeichen für die Harpener-Bergbau AG (HBAG). 1896 wurden am nördlichen und südlichen Rand der Kolonie Beamtenwohnhäuser errichtet, die trotz Backsteinfassade deutlich repräsentativer gestaltet waren. Vier Mietparteien verfügten auf vier bis sechs Zimmern über einen Wohnraum von je 92 beziehungsweise 115 Quadratmeter.
Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde die nahe der Zeche gelegene Siedlung an die Stromversorgung und Frischwasserversorgung angeschlossen. In unmittelbarer Nähe - recht ungewöhnlich im Ruhrgebiet - entstand entlang des Werner Hellwegs ein kleines Geschäftszentrum.

Mit der Schließung der Schachtanlage Robert Müser (siehe Punkt 9) war auch die Existenz dieser Siedlung mit ihrer modernen Wohnansprüchen nicht mehr genügenden Bausubstanz in Frage gestellt. Die HBAG - seit der Gründung der Ruhrkohle AG eine reine Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft - zeigte kaum noch Interesse an den Wohnungen. Während jedoch in Werne einige Siedlungen vollständig abgeräumt wurden, fiel in der Kolonie Deutsches Reich nur ein Teil der durch Bergschäden stark in Mitleidenschaft gezogenen Häuser der Abrissbirne zum Opfer.
In der Folgezeit entstanden auf einigen Parzellen Neubauten. Die verbliebenen 22 Häuser wurden modernisiert, die Fassaden umgestaltet und verputzt, die Gärten eingeebnet. Diese Maßnahmen lassen aber jenes Fingerspitzengefühl im Umgang mit historischen Arbeitersiedlungen vermissen, das in anderen Siedlungen des Ruhrgebietes seit Mitte der siebziger Jahre an den Tag gelegt worden ist.
Noch heute sind die Bergschäden an Türen und Fenstern sichtbar. Die ehemals ebene Straße ist in der Mitte der Siedlung etwa zwei bis drei Meter abgesackt. H.-G.T.

Lütgendortmunder Hellweg
800 Meter

Die beiderseits des Lütgendortmunder Hellwegs gelegenen Backsteingebäude, die sich mit den im oberen Teil des Giebels gelegenen Öffnungen als ehemalige Fördermaschinenhäuser zu erkennen geben, weisen inmitten einer ungeordneten Bebauung deutlich auf die ehemals den Hellweg umschließende Zeche hin.

1866 als zweiter Schacht der 500 Meter südlich gelegenen Zeche Neu-Iserlohn geteuft, nahm der Schacht am Hellweg 1870 die eigene Kohlenförderung auf und wurde schließlich 1876 als Zeche Neu-Iserlohn II eine eigenständige Betriebsanlage. Für die aufgrund der hohen Wasserzuflüsse notwendige Hebung der Grubenwässer installierte man hier 1868 die erste untertägige Wasserhaltung im Ruhrbergbau.
Neu-Iserlohn II überflügelte schon bald die ältere Schwesteranlage. 1893 stand einer Förderung von 340.400 Tonnen (1.200 Beschäftigte) nur eine Förderung von 170.000 Tonnen (867 Beschäftigte) auf der südlichen Schachtanlage I entgegen. Trotzdem erfolgte die 1929 vollzogene Konzentration der Förderung aus beiden Grubenfeldern auf der Anlage I, da dort leistungsfähige Schächte und ein günstiger Eisenbahnanschluss bestanden. Neu-Iserlohn II wurde ein reiner Seilfahrtstandort. 1968 endgültig stillgelegt, erfolgte in den folgenden Jahren der Abbruch eines Teils der Tagesgebäude. Neben den beiden - mit einer für frühe Industriebauten typischen - sparsam verzierten Ziegelsteinfassade versehenen Fördermaschinenhäuser blieben auch das zwischen Hellweg und Ruhrschnellweg gelegene, stark veränderte Maschinenhaus sowie das westlich am Hellweg gelegene Werkstattgebäude (heute JVA) erhalten.
Darüber hinaus weist aber auch die nördlich des Ruhrschnellwegs bereits auf Dortmunder Stadtgebiet gelegene Siedlung an der Neu-Iserlohn-Straße auf den Bergbau im östlichsten Zipfel Bochums hin. 1915 erbaut, bot die aus locker angeordneten zweigeschossigen Häusern mit zur Straße hin offenen Wohnhöfen bestehende Siedlung ein vergleichsweise städtisches Erscheinungsbild. H.-G.T.

Beverstraße / Somborner Straße
1.600 Meter

Hinter einer kleinen beschrankten Einfahrt an der Beverstraße, zwischen einem Gehölz und dem Sportplatz, öffnet sich der östliche Teil des ehemaligen Zechengeländes. Von hier aus sind an der westlichen Geländekante gemauerte Gewölbebögen sichtbar, die zu den wenigen erhaltenen Relikten des Kokereiwesens an der Ruhr zählen.
Die Zeche Neu-Iserlohn geht auf die 1849 gegründete Gewerkschaft Münsterland zurück, deren Name daraufhin deutet, dass ihre Kohlenfelder zu den nördlichsten bis dahin erschlossenen Kohlevorkommen zählten. Zwar konnten bereits drei Jahre nach Teufbeginn 1859 die ersten Kohlen aus Schacht 1 gefördert werden, aber der weitere Ausbau der Anlagen und der dringend notwendige Anschluss an die Bergisch-Märkische-Eisenbahn erforderte weiteres Kapital. Dies wurde durch Iserlohner Geschäftsleute eingebracht, die der Zeche schließlich ihren endgültigen Namen gaben. Der zur Erschließung der nördlichen Grubenfelder geteufte Schacht 2, der 1870 die Förderung aufnahm, wurde ab 1876 als Zeche Neu-Iserlohn II selbständig (siehe Punkt 11).
Einige Jahre stagnierte die Förderung bei 70.000 Tonnen (300 bis 400 Beschäftigte) und kletterte erst in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre auf über 350.000 Tonnen bei cirka 1.300 Beschäftigten.
Der 1889 erfolgte Ankauf der Zeche durch die kapitalkräftige Harpener Bergbau AG (HBAG), deren Bergwerke östlich an Neu-Iserlohn angrenzten, sicherte den Ausbau zu einer mittelgroßen Schachtanlage. Sichtbares Zeichen des Ausbaus war das 1913 über Schacht 3 (abgeteuft 1908) errichtete Schachtgerüst vom Typ Tomson-Bock, eine circa 40 Meter hohe Gitterkonstruktion, die im Ruhrgebiet nur wenig Verbreitung fand. Das letzte Beispiel dieses Typs befindet sich auf der Dortmunder Zeche Gneisenau.

Lag die gemeinsame Förderung der beiden Schachtanlagen 1907 bei 755.000 Tonnen (2.735 Beschäftigte), so erreichte sie im Jahr 1927 mit 846.000 Tonnen (2.880 Beschäftigte) ihren absoluten Höhepunkt. Im Zuge der den ganzen Bergbau erfassenden Rationalisierungswelle wurden schließlich 1929 die beiden Anlagen zusammengeschlossen und ihre Förderung seit 1931 zentral im erweiterten Schacht 3 zu Tage gehoben. Die Anfang der fünfziger Jahre nur noch cirka 450.000 Tonnen (2.000 Beschäftigte) fördernde Zeche verlor schließlich 1955 ihre Eigenständigkeit, wurde an die Zentralschachtanlage Robert Müser (siehe Punkt 9) angeschlossen und mit ihr im März 1968 endgültig stillgelegt.
Bereits ein Jahr später fielen die Schachtgerüste, nachdem Mitte der fünfziger Jahre der Großteil der nicht mehr benötigten Tagesanlagen abgebrochen worden war. Auf dem mittlerweile überwucherten Gelände wurden 1989 die Fundamente einer Koksofenbatterie gefunden.
Nachdem bereits seit Ende der 1860er Jahre die hier geförderte Fettkohle in Flammöfen verkokt worden war, ermöglichte die 1895 auf diesen Fundamenten errichtete Batterie mit 60 Otto-Hoffmann-Öfen die Gewinnung der im Koksofengas enthaltenen Kohlenwertstoffe Teer, Benzol und Ammoniak. Die Aufbereitung dieser Nebenprodukte erfolgte auf dem niedriger gelegenen Teil des Geländes, am Fuß der Fundamente. Schon 1907 wurde diese Batterie durch neue, nebenan gelegene Koksöfen der Bauart Otto-Hilgenstock ersetzt, die durch eine optimierte Beheizung einen besseren Koks produzierten. Die ehemals die Luftzuführung und Gaszuführung beherbergenden Gewölbe wurden fortan als Werkstatt und Lagerräume genutzt. Der technische und finanzielle Aufwand bei der Modernisierung der Kokereikapazitäten weist auf die hohe wirtschaftliche Bedeutung der Koksproduktion und Nebenproduktengewinnung für die Bergbaugesellschaften hin, die insbesondere im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts den Großteil ihrer Gewinne in dieser Sparte machten.

Die Reste der Koksofenbatterie stellen heute das älteste noch erhaltene Zeugnis aus dem nur durch wenige Objekte dokumentierten Bereich der Kohleveredelung im Ruhrgebiet dar. G.T.

Dreerhöhe
1.000 Meter

Zwischen den Straßen Dreerhöhe und Am Gröppersweg liegt die Siedlung Dreerhöhe, die zu den bedeutenderen Kolonien gehört, die durch den Bergbau in Bochum entstanden sind; im Raum Langendreer dürfte sie wohl die attraktivste historische Siedlung darstellen.
Die Langendreer Zeche Bruchstraße (1910: 2.000 Beschäftigte) (siehe Punkt 14) wurde 1908 von Hugo Stinnes' Deutsch-Luxemburgischer Bergwerks- und Hütten AG erworben und erhielt dadurch das nötige Kapital, um im Siedlungsbau wieder aktiv zu werden. Der Bau von Kolonien wurde aufgrund der hohen Belegschaftsfluktuationen vor 1914 benutzt, um einen festen Belegschaftsstamm an die Zeche zu binden.
So entstand in den Jahren 1908 bis 1910 vor allem um die Straßen Am Gröppersweg und Dreerhöhe, aber auch an der Everstalstraße, also in geringer Entfernung der Zeche Bruchstraße 1/2, die Siedlung Dreerhöhe.
In einem Zug wurden 43 Gebäude mit zumeist vier Wohneinheiten für einige hundert Bewohner errichtet (1978: 514 Bewohner). Sechs verschiedene Gebäudetypen lassen sich unterscheiden, wodurch sich in Verbindung mit ihrer aufgelockerten Anordnung eine Gestaltungsvielfalt ergab, die sich von der Eintönigkeit älterer Kolonien abhob (siehe Punkt 10). Die Dreerhöhe ist eine der nach der Jahrhundertwende entstandenen Siedlungen mit Anklängen an die englische Gartenstadtbewegung im Werkssiedlungsbau. Die optische Gestaltung basiert auf dem Farbkontrast zwischen den dunklen Elementen Sockel, Dach und zum Teil Fachwerk und dem meist hellen Anstrich oder den Fenstern. Ein Blick über verschiedene Gebäude der Siedlung lässt trotz variierter Stilelemente die einheitliche Gestaltung immer erkennen. Dabei bleibt geschickt verborgen, dass alle Gebäude ähnliche Grundrisse aufweisen.
Weniger positiv als der äußere Eindruck, welcher sich durch den Alleecharakter der Dreerhöhe noch verstärkt, war die ehemals gebotene Wohnqualität und Lebensqualität. Zwar hatten alle Häuser große Gärten, um die Selbstversorgung der Bewohner zu ermöglichen, aber die Siedlung, deren nicht asphaltierte Wege sich bei Regen in Morast verwandelten, lag weitab vom öffentlichen Leben in Langendreer. Im Inneren war alles auf möglichst zahlreiche Unterbringungsmöglichkeiten angelegt, Bequemlichkeit spielte eine untergeordnete Rolle.

Nach der Schließung der Zeche Bruchstraße verkam die Siedlung zusehends und war in den siebziger Jahren von der Flächensanierung bedroht. Noch 1978 hatte zum Beispiel keine Wohnung ein Badezimmer. Es kam jedoch weder zum Abriss noch zu einer ungesteuerten Privatisierung von Siedlungsteilen, was möglicherweise zu einem Verlust der Charakteristik der Kolonie geführt hätte.
Die gründliche Sanierung durch die VEBA Wohnstätten in den achtziger Jahren sorgte für den Erhalt der einheitlichen Gestaltung. R.P.

Bruchstraße
300 Meter

Genau gegenüber dem Opel-Werk II befindet sich an der Hauptstraße eine ausgedehnte Freifläche, die teilweise als Parkplatz genutzt wird. Bis zum Beginn der sechsiger Jahre stand hier die Zeche Bruchstraße, die zu den wenigen Bergwerken gehört, deren Schließung unmittelbar mit dem Strukturwandel des Ruhrgebiets in Verbindung stand. 90 Jahre nach dem Teufbeginn (1872) für den Schacht 1 schloss die stets eine hervorragende Kokskohle fördernde Anlage im März 1962 ihre Tore, obwohl noch für etwa fünf Jahre leicht gewinnbare Vorräte erschlossen waren.

Die vorzeitige Stilllegung erklärte sich durch Wünsche der Adam Opel AG, die bei ihrer Werksgründung in Bochum, der größten industriellen Neuansiedlung in der Bundesrepublik nach dem Krieg, neben dem Hauptwerk in Laer ihre Werke II und III in unmittelbarer Nachbarschaft zur Schachtanlage errichten wollte. Da starke Bergschäden befürchtet wurden und Opel zudem Reserveflächen beanspruchte, erreichte die Stadt Bochum von der Besitzerin der Zeche, der Gelsenkirchener Bergwerks AG die Zusage einer vorzeitigen Stilllegung gegen eine Abfindung.
Bis heute ist die Opel zu sehr günstigen Konditionen überlassene Fläche allerdings nur zum Teil genutzt worden und hat sich zu einem Grünstreifen entwickelt. R.P.

Die Idee zu diesem Industrielehrpfad entstand in einem Seminar über Technische Denkmäler im Sommersemester 1990 bei Prof. Dr. W. Weber an der Ruhr-Universität Bochum.