Die industrielle Entwicklung des Ruhrgebiets seit der Mitte des 19. Jahrhunderts hat auch Bochum unübersehbar ihren Stempel aufgedrückt. Sie hat nicht nur die Menschen entscheidend geprägt, sondern auch das gesamte Erscheinungsbild der Stadt. Im Zuge des Strukturwandels wandelt sich das Stadtbild auch heute noch. Alte Werksanlagen werden abgerissen, neue entstehen und mit ihnen neue Wohngebiete und eine veränderte Infrastruktur. So offenbart sich die Industrialisierung nicht nur unmittelbar durch die Betriebsanlagen, sondern auch, indem sie um diese herum eine eigene Umwelt erschafft, die sich grundsätzlich von den verstreuten Dörfern der vorindustriellen Zeit unterscheidet.
Dieser Industrielehrpfad soll bei der Spurensuche nach derartigen mit der industriellen Entfaltung gewachsenen Strukturen helfen. Er widmet sich dem Raum Gerthe, Grumme und Hiltrop im Bochumer Norden. Heute fällt es schwer, sich vorzustellen, dass diese Stadtteile um 1860 (damals noch eigenständige Gemeinden) weitgehend ländlich geprägt waren und zusammen nur wenig mehr als 1.000 Einwohner besaßen. Doch seit 1870 sorgten die ansässigen Zechen für einen starken Zustrom neuer Arbeiter; um sie unterzubringen, entstanden Werkssiedlungen. Das rasche Wachstum der Ruhrgebietsstädte schuf neue Transportbedürfnisse, die sich im Bau von Eisenbahnstrecken und Straßenbahnstrecken niederschlugen. Auch die Industrieanlagen, hier die Zechen Lothringen und Constantin, dehnten sich aus, teuften neue Schächte, um ihre Förderung zu erhöhen, bauten Kokereien und Benzolfabriken, um die Kohlenebenprodukte wirtschaftlich zu nutzen.
Der Rundweg will keine Musterbauten vorführen, sondern vor allem Spuren verfolgen, die einen Eindruck von den geographischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen vermitteln, die durch die Industrialisierung entstanden sind. Die vorgeschlagene Strecke ist dazu gedacht, Perspektiven zu eröffnen, nicht zu verschließen. Sie berührt nicht alle für die Industriegeschichte des Bochumer Nordens relevanten Punkte. Abstecher abseits der Route können sich allemal lohnen.
Der knapp 20 Kilometer lange industriegeschichtliche Lehrpfad ist als Fahrradtour konzipiert, die etwa drei bis vier Stunden in Anspruch nimmt. Selbstverständlich können Sie die Strecke abkürzen oder nach Ihren eigenen Interessen ergänzen.
Zu Ihrer Orientierung finden Sie rechts in der zweiten Zeile des Titels jeweils die Entfernungsangabe zum nächsten Punkt. Bitte denken Sie immer daran, dass Sie sich im Stadtgebiet befinden; einige Streckenabschnitte erfordern wegen des Verkehrs erhöhte Aufmerksamkeit.