Das mittlere Ruhrtal mit dem angrenzenden Hügelland zwischen Witten und Essen-Steele, so auch der heutige Stadtbezirk Bochum-Südwest, waren bis in die Mitte unseres Jahrhunderts als südlicher Teil des Ruhrgebietes eine der bedeutendsten Industrieregionen Europas.
Heute finden wir nur noch wenige Zeichen, die auf diese Industrielandschaft hinweisen, welche mehr als 200 Jahre lang das Bild im Ruhrtal maßgeblich beeinflusste. Einzelne Zechengebäude und Industriegebäude, Stollenmundlöcher an den Talhängen, Einzelpingen und Pingenzüge auf den bewaldeten Höhen, Bahntrassen, Schleusen, Kribben (Buhnen), Leinpfade oder Treidelpfade und Reste von Kohlenniederlagen an der Ruhr weisen darauf hin, dass das Graben nach Steinkohle und Eisenerzen über lange Zeit das Leben der Menschen in dieser Region bestimmt hat.
Um an die Bergbaugeschichte des Stadtbezirks zu erinnern, hat die Bezirksvertretung Bochum-Südwest in Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Bochum, dem Bergmannstisch Bochum-Süd und interessierten Mitbürgern bergbau-historisch interessante Stätten im Stadtbezirk markiert und zum Teil mit Informationstafeln ausgestattet.
Als zusätzliche Informationsmöglichkeit und als Führungshilfe bei Wanderungen durch die Bergbaugeschichte im Bochumer Südwesten soll diese Schrift dienen.
Für Wanderungen und Spaziergänge durch die Bergbaugeschichte Bochums wurden eine Mehrzahl von Wanderwegen geplant. Ein Teil wurde bereits gekennzeichnet. Einzelne bergbaugeschichtlich und industriegeschichtlich sowie geologisch interessante Stellen sind mit Hinweisschildern oder Informationstafeln versehen worden, an anderen wird dieses noch geschehen. Mit den bisherigen Arbeiten und auch in dieser Schrift konnte nur ein Teil der bergbauhistorisch und industriehistorisch sowie geologisch bedeutsamen Stellen erfasst werden. Für ergänzende Vorschläge und Hinweise sind die Bezirksvertretung, die Untere Denkmalbehörde der Stadt Bochum und die Autoren dankbar.
Wanderwege durch die Bergbaugeschichte wurden bisher in den folgenden Ortsbereichen unter den Titeln erarbeitet:
- Wanderung durch den historischen Bergbau im Lottental, Stausee, Stiepel, Rauendahl und
- Wanderung durch den historischen Bergbau in Baak.
In dieser Broschüre wird der Wanderweg durch den historischen Bergbau in Dahlhausen, Oberdahlhausen im Bereiche der ehemaligen Zechen General Nummer 2, Sonnenschein und Hasenwinkel, General Nummer 5 beschrieben.
Die Dokumentation weiterer Wanderwege in Weitmar und im Bereich Dahlhauser Tiefbau ist in Vorbereitung:
Ein kurzer Überblick über die Bergbaugeschichte im Bereich des Wanderweges.
Der Bergbau auf Steinkohle kann im Stadtbezirk Bochum-Südwest auf eine lange Vergangenheit zurückblicken. Günstige geologische und morphologische Verhältnisse führten schon sehr früh dazu, dass das Vorhandensein der Kohle den Bewohnern der Gegend bekannt war und sie diese Kohle, sicherlich zunächst nur für den Eigenbedarf, auch abbauten. Die Ruhr und die zu ihr fließenden Bäche durchschneiden das Karbongebirge und legen so die kohleführenden Schichten frei. An vielen Stellen sind an den Talhängen die angeschnittenen Kohlenflöze sichtbar.
Da das Karbon im hiesigen Raum nicht oder nur teilweise durch ein Deckgebirge überlagert ist, sind an manchen Stellen auf den Hochflächen beim Bestellen der Äcker die ausbeißenden oder ausstreichenden Flöze freigelegt worden.
Bereits vor 1698 wurde in Oberdahlhausen durch den Oberdahlhauser Bauern und Gewerken Henrich Köllermann und "seine Consorten" Steinkohle abgebaut. Dieses geschah im Sonnenscheiner Stollen mit dem Stollenschacht August an der heutigen Hasenwinkeler Straße in der späteren Berechtsame Hasenwinkel. Der Abbau in der Berechtsame "General" geht auf die Freiherren von Elverfeldt, Herren zu Dahlhausen, bis auf das Jahr 1770 und früher zurück.
Die Entwicklung des Abbaues lief im Bereich der bäuerlichen Gewerken vom Sonnenscheiner über den Hasenwinkeler Stollen und den Sonnenscheiner Erbstollen,
auf der Seite der adligen Gewerken vom General Stollen Nummer 2, über die Mutung des Erbstollenrechts. Schon 1783 kam es im General und Sonnenscheiner Erbstollen zu einer ersten unternehmerischen Zusammenarbeit der beiden Gewerkschaften Hasenwinkel / Sonnenschein und General / General Erbstollen.
Unabhängig davon ging man jedoch auch noch getrennte Wege, die "kombinierte Steinkohlenzeche Hasenwinkel und Sonnenschein" auf der einen und der General-Himmelscroner Erbstollen auf der anderen Seite.
1829/34 kam es dann zur endgültigen Konsolidation "Hasenwinkel und Himmelscroner Erbstolln". So wurde der gesamte Bergbau im Dahlhauser Tal oder dem Tal der Linderbecke, wie es auch genannt wird, zusammengefasst.
Im Tal der Eibecke, dem Cassenbergs Siepen, am Hang des Kassenberges und auf dem Kassenberg selbst lässt sich die Bergbaugeschichte an Hand der Entwicklung der Zechen Mechel und Glocke, der Gewerkschaft Neu-Ruhrort und des General Erbstollen Nummer 5, der späteren Gewerkschaft Vereinigte General & Erbstolln, mit gesicherten Zahlen aus den Anfängen (vor 1724) bis in das Industriezeitalter verfolgen. Auf dem Kassenberg in Oberdahlhausen, auf den Ländereien des Bauern Hinterste Cassenberg, sind schon um 1700 ein Stollen und ein Schacht der Zeche "Die Mechel" in Betrieb gewesen. Am 27. Juni 1764 hieß es in einem Bericht, dass die alte Zeche "Die Mechel" seit mehr als 40 Jahren in Fristen lag, also ruhte. Zu dieser Zeit waren der Schacht und auch schon die Stollenrösche eingefallen.
Am 19. Juni 1715 wurde unter dem Namen "Generalsbäncke" ein Längenfeld verliehen. Die Bergbauaktivitäten in den Generalsbäncken gehen auf die Freiherren von Elverfeldt zurück. Die Flözfeldzeichnung und Grubenfeldzeichnung General wird auf den Freiherrn Franz Sigismund von Elverfeldt, General der Fürstbischöfe von Münster, zurückgeführt.
Nach dem Erlass der Renovierten Bergordnung für die Grafschaft Mark (18. Juli 1737) und der Einrichtung des Märkischen Bergamtes zu Bochum (Anfang 1738) wurde der Bergbau auch in der Dahlhauser Gegend noch stärker vorangetrieben.
Die in den Dahlhauser Bergen zu Tage tretenden Flöze ließen sich leicht durch Stollen erschließen. Das bewirkte, dass hier zu jener Zeit in besonders großem Umfang Verleihungen von Abbauberechtigungen gemutet (dass heißt begehrt) wurden. Entsprechend groß ist daher auch die Zahl der aus diesen Jahren stammenden Mutungen.
Alte Bergbau-Situationskarten und Bergbautabellen weisen um 1750 Abbau von Steinkohle in diesem Bereich aus. Dabei drohten die baulustigen Gewerken, auch die Kohlen unter den Ländereien und Gebäuden des "Hauses Dahlhausen" - so nannten die Freiherren von Elverfeldt den alten Werdener Oberhof, den Sadelhof Daelhuson, mit dem sie seit einigen Generationen belehnt waren - abzubauen und so die Ländereien und Gebäude durch den oberflächennahen Bergbau zu schädigen. Zum anderen war die Familie Elverfeldt selbst schon lange am Steinkohlenbergbau interessiert und bei einer ganzen Reihe von Zechen beteiligt.
Daher suchte der damalige "Herr zu Dahlhausen", der Generalleutnant Friedrich Christian Freiherr von Elverfeldt, der Sohn des "Alten Generals", die entsprechende Bergbauberechtsame in seine Hand zu bekommen. Am 12. November 1766 erbat er einen Schurfschein zur Erschließung der noch nicht verliehenen Flöze beim Hause Dahlhausen, soweit sie zwischen der Wiese des Landwirts Friedrich und den Höfen von Höffken und Jürgen am Fuße des Eiberger Berges im Norden und der Ruhrfähre in der Nähe der Dahlhauser Mühle im Süden anstanden. 1774 wurde berichtet, dass aus Schächten der Gewerkschaft General gefördert wurde. 1776 legten die beiden Gewerken der Gewerkschaft General unter dem Namen "Generals Erbstolln" eine Erbstollenmutung ein. Mit dieser Mutung begehrten sie das Recht zur Anlegung eines Erbstollens am Eiberger Berg im Norden der Berechtsame. Es war beabsichtigt, von der Stelle aus, an der sich heute die Straßenecke Am Ruhrort / Im Stapel befindet, bis an die Dahlhauser Mühle, dass heißt bis an den Siepen, der in Höhe der Gaststätte Nehring von der Lewacker Straße abzweigt, einen Stollen anzulegen. Mit dem Erbstollen sollten alle in diesem Bereich durch die Gewerkschaft General gemuteten Flöze querschlägig erschlossen werden.
Zu dieser Zeit, als die Generaler Gewerken die Erbstollenmutung einlegten, war der Freiherr Clemens August von Elverfeldt als ältester Sohn des Generalleutnants schon stark an den väterlichen Bergbauunternehmungen beteiligt und hatte den Bau der Dahlhauser Ruhrschleuse zur Einführung der Kohlenschifffahrt auf der Ruhr veranlasst.
Der Erbstollenrecht wurde am 21. Mai 1777 verliehen. Der Erbstollen selbst wurde aber nicht aufgefahren, da sich alle Flöze am Dahlhauser Berg durch Stollenstrecken erschließen ließen, die vom Fuße des Berges von der Niederterasse der Ruhr aus hochwasserfrei aufgefahren werden konnten. Diese Betriebsweise wurde den Gewerken auch vom zuständigen Revierbeamten des königlichen Bergamtes, dem Berggeschworenen Heintzmann, empfohlen. Um 1780 wird daher vom regen Abbaubetrieb der Gewerkschaft General berichtet.