Graffiti
Kunst oder Beschädigung?
Ordnungspartnerschaft
Mit den folgenden Seiten möchten wir Sie über das Thema "Graffiti" informieren.
Vorab möchten wir jedoch ausdrücklich betonen, dass das Sprühen von Graffiti (außer auf den dafür freigegebenen Flächen) grundsätzlich verboten ist und bestraft wird.
Diese Seiten sollen Sie informieren und aufklären, sie sollen keinesfalls Werbung für illegales Sprayen sein.
Es gilt:
Graffiti können Kunst sein!
Eigentum anderer Menschen darf jedoch unter keinen Umständen beschädigt werden.
„Unter Graffiti versteht man auf Mauern, Wandflächen und Ähnliches häufig anonym eingeritzte, aufgekritzelte, aufgezeichnete oder gesprayte Texte und graphische Elemente." Da sich der Begriff aus dem Italienischen ableitet, handelt es sich bei dem Begriff Graffiti um die Pluralform. Ein einzelnes Bild wird als Graffito bezeichnet.
Schon seit vielen Jahren prägen Graffiti ebenso wie Imbissbuden, Werbeplakate oder Straßenbegleitgrün das Bochumer Stadtbild. Doch anders als die übrigen Objekte sind Graffiti meist ungewollt und damit illegal. Niemand hat sie in Auftrag gegeben, keiner weiß von wem sie stammen oder welche Aussage sie vermitteln möchten. Aber jeder kann etwas damit verbinden: Wandkunst, Vandalismus, Hip Hop oder Gesellschaftskritik.
Während einige ein ästhetisches Empfinden entgegenbringen oder sogar von Kunst sprechen, bezeichnen die meisten Bürger Graffiti als Schmierereien, die das Eigentum anderer beschädigen. Besonders aus diesem Grund besteht die Notwendigkeit, die Graffiti-Bewegung als Teil einer jugendlichen Strömung zu entkriminalisieren.
Wichtig ist das Thema von allen Seiten zu beleuchten, um den Interessen der Geschädigten und der Sprayer gerecht zu werden. Ziel soll sein, das legale Sprayen zu fördern und Vandalismus zu vermeiden, um das Phänomen Graffiti auf gesetzeskonforme Schienen zu lenken.
An die Wand gemalt wurde schon immer. Denken Sie nur an Höhlenmalereien in der Steinzeit, reich bemalte Grabstätten der Ägypter, Wandschmuck zur Verehrung der Götter bei den alten Römern, christliche Illustrationen in Kirchen oder das heutige moderne Graffiti.
Das Wort Graffiti hat seine Wurzeln bereits im Altgriechischen. Aus dem Wort „graphein“ wurde im lateinischsprachigen Raum das Wort „s’graffiare“ welches so viel bedeutet wie „kratzen“ oder „das Gekratzte“. Damals wurden bei der Fassadengestaltung der Hauswände verschiedenfarbige Putzschichten übereinander angebracht. In die Oberste kratzte man Muster, so dass die darunterliegenden Putzschichten sichtbar wurden.
Das moderne Graffito taucht erstmals Anfang der 60er Jahre in den USA auf. Ein New Yorker Fahrradbote hinterließ bei Touren auf diversen Hauswänden im gesamten Stadtgebiet seinen Namen „TAKI" und seine Postleitzahl „183“. Dies gilt als Geburtsstunde des tags. Um ähnlich große Präsenz in der Öffentlichkeit zu erlangen, folgten hunderte Jugendliche seinem Beispiel. Um ihre Identität zu wahren, bedienten sich die Jugendlichen eines Künstlernamens, den sie meist bei Nacht an Hausfassaden, Unterführungen und U-Bahnstationen illegal anbrachten.
Um als Individuum aus der Masse herauszustechen, feilten einzelne Sprayer ihre tags zu großen, aufwändigen und technisch ausgereiften Motiven aus. Im Gegensatz zum einfachen tag bediente man sich einer mehrfarbigen Ausgestaltung, die oftmals mit 3-D-Effekten verbunden war. Dies ging soweit, dass sich neben den Namenskürzeln auch schon bald Bilder und Figuren (sogenannte pieces) auf den Wänden wiederfanden.
Szene
Bomben, crossen, fame, tag und toy - Sie verstehen nichts? Das ist nicht überraschend, wenn man beachtet, dass sich seit Entstehen der modernen Graffiti in den 70er Jahren eine eigene Graffiti-Szene gebildet hat. Wie in jeder Subkultur haben sich auch hier eine eigene Sprache, Weltanschauung und Moralvorstellung mit eigenen Verhaltensregeln entwickelt.
Als die Szene immer mehr Anhänger fand, wuchs das Bestreben einzelner Sprayer, sich von der Masse absetzen zu wollen. Auf der Suche nach Ruhm und Anerkennung - in der Szene fame genannt - und um ihre Individualität zu unterstreichen, entwickelten sich einige Sprayer zu wahren Künstlern. Um noch stärker wahrgenommen zu werden, wurden zum Teil spektakuläre Orte zum illegalen Sprayen, auch unter Einsatz des Lebens, aufgesucht. So gelangten die Schriftbilder unter anderem an Brückenwänden, Züge und U-Bahnen.
Doch es ist gar nicht so leicht in der Graffiti-Szene Fuß zu fassen. Neueinsteiger werden scherzhaft als toy bezeichnet, um ihnen zu verdeutlichen, welchen Platz sie in der Szene einnehmen. Egal ob Einzelsprayer oder Crew, jeder bedient sich eines Black-Books, in dem er seine Skizzen anfertigt und bis zur Perfektion übt. Hinter dem Begriff Graffiti steckt somit weit mehr als eine einfache Schmiererei ohne jeglichen Aussagewert.
Motivation
Besonders die Geschädigten von illegalen Graffiti stellen sich häufig die Frage, welche Gründe die Jugendlichen zum Sprayen bewegen. Unverständlich ist auch, warum gerade ihr Eigentum Objekt von Schmierereien wurde. Doch oft sind die Motivationen in der Sprayer-Szene breiter gefächert als man sich vorstellen kann.
Einen kurzen Überblick darüber, welche Anreize das Sprayen den Jugendlichen bietet, liefert die nachfolgende, nicht abschließende Auflistung:
- Ausgleich: Das Sprayen ermöglicht den Jugendlichen eine Flucht aus dem Alltag und hilft ihnen, sich bei Problemen abzureagieren.
- Spaß: Es dient dem Zeitvertreib und kann als eine Art Hobby angesehen werden.
- Gefühlsausdruck: Durch die Malereien wird dem Sprayer eine Möglichkeit geboten, seinen Gefühlen und Empfindungen freien Lauf zu lassen.
- Gesellschaftskritik: Das Sprayen kann genutzt werden, um Meinungen und Ansichten öffentlich zu äußern und somit die Passanten zum Nachdenken zu bewegen.
- Gruppengefühl: Besonders beim Sprühen als Crew stellt sich ein Gefühl von Geborgenheit und Zusammenhalt zwischen den einzelnen Mitgliedern ein.
- Anerkennung: Das Verbreiten von Schriftzügen und Bildern soll zu Ruhm und Ansehen (Fame) in der Sprayer-Szene verhelfen.
- Selbstverwirklichung: Unabhängig von der Anerkennung anderer verfolgt der Sprayer den Anspruch, seine Fähigkeiten zu perfektionieren und Fortschritte zu machen.
- Rebellion: Das Graffiti-Writing wird als Kampf oder Protest gegen bestehende Zwänge und Einflüsse von außen verstanden.
- Grenzerfahrung: Der Sprayer kann beim Überwinden seiner Angst und dem Empfinden von Gefahr in einen drogenrauschähnlichen Zustand verfallen.
- Zugehörigkeit: Durch die Auswahl seiner Motive möchte der Sprayer seine Sympathie für eine bestimmte Gruppierung ausdrücken (Fußballvereine, Musikgruppen, Parteien und so weiter)
- Revierabgrenzung: Rivalisierende Banden nutzen Graffiti, um ihre Reviere abzugrenzen und einen Hoheitsanspruch auf das Gebiet geltend zu machen.
- Gewaltabbau: Graffiti wird als Medium benutzt, um einen Kampf gewaltfrei auf einer künstlerischen Ebene auszutragen.
- Ästhetik: Vor allem im Bereich Street Art möchten die Künstler mit ihren Motiven das Straßenbild verschönern.